Das Titelbild der News-Seite zeigt den Containerterminal am Hamburger Hafen.

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Der Krise trotzen:
Dr. Kai Philipp Bauer im Interview mit GTAI

Strategien für herausfordernde Zeiten – Dr. Kai Philipp Bauer im Interview mit Germany Trade & Invest

Die derzeitige wirtschaftliche Lage ist angespannt und stellt insbesondere Industrieunternehmen vor große Herausforderungen. In der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Markets International spricht unser Managing Partner und Geschäftsfeldleiter für den Bereich Supply Chain, Dr. Kai Philipp Bauer, mit Achim Haug von Germany Trade & Invest über die gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Entwicklungen und wirft dabei einen vielschichtigen Blick auf Resilienz und Zukunftsfähigkeit in unsicheren Zeiten. Der Spezial-Artikel zum Thema „Der Krise trotzen“ bündelt Perspektiven und Erfahrungswerte aus verschiedenen Branchen und leitet daraus sechs Strategien als Handlungsempfehlungen für den erfolgreichen Umgang mit der Krise ab.

Interview:

Welche sind aktuell die größten Herausforderungen für Mittelständler im internationalen Umfeld?

Grundsätzlich ist die zurückgehende Globalisierung ein Problem für das Geschäftsmodell des deutschen Mittelstands. Die USA erheben Zölle, die anderen Wirtschaftsräume fahren auch ihre Schranken hoch. Besonders die kurzfristigen Ankündigungen sind für deutsche Mittelständler Gift, denn Investitionen werden
langfristig geplant und getätigt. Daneben wird der Absatz in China schwieriger und der chinesische Wettbewerb greift in immer mehr Segmenten und Märkten an. Durch die Abschottung der USA wird sich der Druck durch chinesische Waren auf dem europäischen Markt noch erhöhen.

Was raten Sie Firmen im Umgang mit der Lage in den USA?

Unternehmen sollten nicht überstürzt handeln. Zunächst müssen sie die Entwicklungen genau analysieren und Vorkehrungen treffen. Auf operativer Ebene sollten Unternehmen ihre Expertise im Zoll- und Transportwesen
ausbauen, um die neue Regulatorik – in den USA, aber auch Europa und China – bestmöglich in ihrem Sinne umzusetzen. Zudem sollten bestehende Lieferverträge auf Zollkosten geprüft und neue Verträge entsprechend gestaltet werden. Darauf aufbauend, sollten die Unternehmen ihr Risikomanagement intensivieren und entsprechende Szenarien durchspielen, um erforderliche Anpassungen in Beschaffung und Absatz zu konzipieren.

Und auf strategischer Ebene?

Auf strategischer Ebene sollten Unternehmen Pläne entwickeln, um mehr Wertschöpfung in den USA zu lokalisieren. Dies kann durch Auf- und Ausbau eigener Standorte geschehen, aber auch durch Kooperationspartner oder Joint Ventures. In ähnlicher Weise sollten Beschaffungsstrategien überdacht werden, um etwa Zollrisiken einer chinalastigen Beschaffung zu diversifizieren. Beides läuft darauf hinaus, die USA in Zukunft stärker Local-for-Local bedienen zu können.

Local-for-Local Strategien bieten immense Vorteile

Dr.-Ing. Kai Philipp Bauer, Senior Manager
Was müssen Firmen jetzt insgesamt beachten?

Sie müssen dringend Strategien entwickeln für den Umgang mit Unsicherheiten. Der erste Schritt besteht in Transparenz und Voraussicht, also: Wo habe ich verletzliche Lieferketten, wo drohen Krisen? Das ist nicht unbedingt einfach für KMU, aber wird für international aktive Unternehmen zur Pflicht. Dann müssen sie diese Risiken aktiv managen.

Sie sprachen die Local-for-Local-Strategie an. Was sind die Vorteile?

Damit sind die Firmen weniger von Handelsschranken betroffen, können lokal angepasste Produkte entwickeln und wettbewerbsfähige Preise bieten. Kurze Lieferwege sparen zudem Transportkosten und machen die Lieferketten resilienter. Mit einer Kontinentalstrategie können für die drei großen Wirtschaftsräume Nordamerika, Asien und Europa relativ autarke Wertschöpfungsketten geschaffen werden. Das sehen wir zum Beispiel in der industriellen Automatisierungstechnik bei Unternehmen wie Festo, Wago oder Turck.

Wie können Firmen darüber hinaus ihre Wettbewerbsposition verbessern?

Firmen können zum Beispiel Kostenvorteile in osteuropäischen Standorten nutzen, Lieferketten internationalisieren und aus Asien beschaffen. Und schließlich können sie auch noch technologisches Wissen stärker in ausländische Standorte integrieren.

Welche Standorte sehen Sie in Europa?

Polen bleibt attraktiv, in B-Lagen ist der Standort noch interessant für neue Produktionen. Daneben der Westbalkan, mit Ländern wie Albanien, Nordmazedonien oder Ostkroatien.

Und wie sieht es mit Asien aus?

Die Bedienung von asiatischen Märkten aus Europa wird immer schwieriger, dafür sind die Kostenstrukturen zu unterschiedlich, die Transportwege zu lang und die Produkte nicht an die Bedingungen angepasst. Daher müssen Firmen die Beschaffung und Produktion stärker asiatisch ausrichten. Standorte in Südostasien und Indien sind hier in den Fokus zu nehmen.

Ein schwieriges Unterfangen vor allem für kleinere Firmen …

Ja, aber sie müssen insbesondere den Wettbewerb mit chinesischen Produkten annehmen. Das bedeutet für viele Firmen, weiter in China aktiv zu sein. Herausfordernd bleibt aber die Abkoppelung nicht nur beim Handel, sondern auch im Datenverkehr, bei Standards und im Kapitalverkehr. China hat hier Regelungen in Kraft gesetzt, die eigene Strukturen im Land notwendig machen.

Portrait von Geschaeftsfuehrer aus Hamburg, Kai Philipp Bauer
Dr.-Ing. Kai Philipp Bauer

Geschäftsfeldleiter Supply Chain

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