Das Titelbild zeigt typische Kleinteile in einem Kleinteillager.

BLOGreihe Automatisierte lagersysteme

Klassisches automatisches Kleinteillager mit Regalbediengerät

Lagersysteme auf dem Markt: Klassisches automatisches Kleinteillager mit Regalbediengerät

Das automatische Kleinteillager (AKL) ist eine klassische Lösung zur effizienten Lagerung, Handhabung sowie schneller Bereitstellung von Kleinteilen. Der Kernbestandteil dieses Systems und Garant für seine Dynamik ist das automatische Regalbediengerät (RBG). Dieses Gerät fährt horizontal auf einer Schiene durch die Gassen des Lagers und hält an der erforderlichen Position an: Dort fährt ein vertikal agierenden Hubschlitten den Ladungsträger auf verschiedene Ebenen. Das RBG kann Nutzlasten von bis zu 250 kg bewältigen, wobei auch höhere Lasten durch Spezialanfertigungen möglich sind. 

Aus welchen Komponenten bestehet ein AKL mit RGB?  

Die Hauptbestandteile sind:

Regalsystem: Regalsysteme zur ein- bis mehrfachtiefen Einlagerung (Einzel- oder Mehrplatzlager) von verschiedenen Ladungsträgern wie Behältern, Tablaren oder Kartons.

Das Bild zeigt ein Regalsystem für ein automatische Kleinteilelager (AKL) mit automatischem Regalbediengerät (RBG).
Abbildung 1: Regalsystem für ein AKL mit RGB (Quelle: Torri S.R.L.)

Regalbediengerät (RGB): Das RGB ist das Kernstück des AKL und bewegt sich in den Gassen des automatischen Kleinteillagers sowohl horizontal als auch vertikal. Es führt die Ein- und Auslagerungen von Behältern, Kartons oder Tablaren aus.

Das Bild zeigt ein Regalbediengerät (RGB) für Kleinladungsträger.
Abbildung 2: Regalbediengerät (Quelle: Jungheinrich)

Lastaufnahmemittel (LAM): Ist eine mechanische Einheit am Regalbediengerät, die zum sicheren Greifen, Aufnehmen und Absetzen von Lagerbehältern, Tablaren oder Kartons innerhalb des automatischen Kleinteilelagers dient.

Das Bild zeigt ein Lastaufnahmemittel für Behälter.
Abbildung 3: Lastaufnahmemittel für Behälter (Quelle: GEBHARDT)

Fördertechnik: In der Peripherie des Lagers sorgt eine zu- und abführende Fördertechnik für den Transport der Ladungsträger zu den entsprechenden Arbeitsstationen.

Fördertechnik angeschlossen an das AKL mit RGB zur Ver- und Entsorgung des Materials.
Abbildung 4: Fördertechnik angeschlossen an das AKL mit RGB zur Ver- und Entsorgung des Materials (Quelle: Swisslog)

Steuerung und IT-Komponenten:  Hierzu zählen die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS), der Materialflussrechner (MFR), die Lagerverwaltungssoftware (LVS) sowie Anbindungen an angrenzende oder übergeordnete Systeme wie ERP oder Ähnliches.

Welche spezifischen Vorteile bietet ein AKL mit Regalbediengerät?  

Die Lagertechnik sollte sich immer an dem notwendigen Bedarf von Leistung, Lagerdichte und anderen Aspekten orientieren. Ein AKL mit RGB bietet in diesem Zusammenhang Vorteile durch einen einfachen Regalbau mit geringer Komplexität. Die Konstruktion ist wenig aufwendig und auch die Steuerung eines RGB ist einfach, wartungsarm und kann so geringere Betriebskosten im Vergleich zu anderen Systemen aufweisen. Einfache Technik bedeutet in der Regel eine höhere Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.

Bei moderatem Anforderungen an die Durchsatzleistung ist ein RGB vergleichsweise günstig in der Anschaffung und in den Betriebskosten. Im Vergleich zu Shuttlesystemen braucht das RGB nur ein Gerät, welches horizontale und vertikale Bewegungen abdeckt.

Ein weiterer Vorteil des RGB ist die hohe Lastaufnahme, die je nach System bis zu 300kg pro Behälter sein kann. Weiterhin ist auch die mehrfachtiefe Einlagerung mit einem RGB kein Problem und kann die Lagerdichte im Gesamtssystem deutlich erhöhen.

Die Abbildung zeigt ein AKL mit RGB und doppeltiefer Einlagerung.
Abbildung 5: AKL mit RGB und doppeltiefer Einlagerung (Quelle: Mecalux GmbH)

Wie leistungsfähig ist ein AKL mit RGB?

Diagramm zur Bestimmung der Leistung eines RGB für unterschiedliche Regalhöhen.
Abbildung 6: Diagramm zur Bestimmung der Leistung eines Regalbediengerät für unterschiedliche Regalhöhen (Quelle: Mecalux)

Die Leistungsfähigkeit hängt von Faktoren wie der Gassenlänge, der Höhe des Regals, der Geschwindigkeit des RGB und der Tiefe der Lagerung ab. Typischerweise erreicht ein modernes RGB je nach Ausführung etwa 100–150 Doppelspiele pro Stunde. Ein Doppelspiel umfasst dabei jeweils eine Einlagerung und eine Auslagerung Als grober Richtwert kann eine Geschwindigkeit von 6m/s in der Horizontalen und 3m/s in der vertikalen angenommen werden. Bei der Auslegung des Gesamtsystems ist die Anzahl der Gassen der wichtigste Faktor für die Leistungsbestimmung. Bei einer zu hohen Leistungsanforderung steigt die Anzahl der Gassen, was das AKL mit RGB teuer macht.  

Welche Behältergrößen sind möglich?

Hier überzeugt das System mit seiner hohen Flexibilität gegenüber anderen Lagersystemen. Es können Kunststoffbehälter, Tablare, Metallbehälter, Kartonagen und auch Sonderbehälter wie Styroporboxen oder Gitterboxen verwendet werden. Solange der Ladungsträger formstabil und förderfähig ist, gibt es technische Lösungen, um das Lagergut mit einem RGB bzw. dem Lastaufnehmer handzuhaben.

Betreffend der Größe sind Lagersysteme für automatische Kleinteillager auf die Grundabmessung 400 x 600mm begrenzt. Darüber hinaus wird von Großladungsträgern gesprochen. Mit Blick auf kleinstmögliche Ladungsträger ist ein RGB nicht die ideale Wahl. Im Bereich von 200 x 300mm bis 600 x 400mm ist ein AKL mit RGB sinnvoll ausgelegt. 

Welche speziellen Anforderungen gilt es zu berücksichtigen?

Ein automatisches Kleinteilelager mit RGB stellt höhere Anforderungen an bauliche Präzision, da es pro Gasse ein eigenes Gerät braucht und exakte Gassenabmessungen sowie Bodenebenheit voraussetzt. Auch das Lastaufnahmemittel ist individuell auf die Behälter anzupassen, was bei Shuttlesystemen oft standardisierter ist.

Im Brandschutz sind bei RGB-Lösungen spezielle Maßnahmen nach Industriebau-Richtlinie (IndBauRL) und den Vorgaben des Verband der Versicherer notwendig, etwa Sprinkleranlagen in jeder Gasse, da ein Ausfall die ganze Gasse blockieren würde.

Außerdem erfordert die monogassige Struktur umfassendere Wartungs- und Sicherheitskonzepte im Vergleich zu dezentralen Shuttlesystemen. Diese Besonderheiten machen RGB-Systeme technisch anspruchsvoller, aber zugleich leistungsfähig bei schweren Lasten und hoher Lagerdichte.

Wie können Brandschutzmaßnahmen berücksichtigt werden?

Die Integration von Brandschutz in ein automatisches Kleinteilelager (AKL) mit Regalbediengerät (RGB) ist ein zentraler Bestandteil der Planung – nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Versicherungsanforderungen. Einerseits sind im Bereich des baulichen Brandschutzes Brandabschnitte, Brandschutztore sowie Rauch und Wärmebezug zu berücksichtigen, andererseits ist im Bereich des anlagentechnischen Brandschutzes auf Sprinkleranlagen, Brandmeldeanlagen und Löschanlagen zum Beispiel mit Inertgas oder CO2 zu achten.

Sprinklerung im Regal eines AKL
Abbildung 7: Sprinklerung im Regal eines AKL

Wir freuen uns auf Ihre Fragen!

Haben Sie Fragen rund um das automatische Kleinteillager mit Regelbediengerät oder suchen Sie nach Unterstützung bei der Entscheidung über das passende Lagersystem? Dann schreiben Sie uns gerne eine Nachricht und wir melden uns bei Ihnen.

    Portrait von Steffen Winterhoff, Senior Berater bei Rothbaum

    Steffen Winterhoff

    Manager, Hamburg

    Sein Schwerpunkt liegt im Bereich Produktionstechnik. Dabei umfassen seine Erfahrungen und Kenntnisse unter anderem Produktionsmanagement, Fabrikplanung, Wertstromanalyse, Lean Management, Intralogistikplanung und Change Management.

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    Philipp Carl

    Senior Manager, München

    Der Diplom-Wirtschaftsingenieur berät seine Klienten in Fragen der Lager- und Logistikplanung sowie Digitalisierung der Logistik (insbesondere im ERP-, WMS- und TMS-Umfeld). Darüber hinaus unterstützt er Kunden auch übergreifend in den Bereichen Operations Management und Strategy.

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